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Wenn Kinder Angst machen – Was steckt hinter Kinderphobie?

  • 25. März
  • 3 Min. Lesezeit

Kinder gelten als Symbol für Unschuld, Freude und Lebendigkeit. Doch was ist, wenn der bloße Anblick eines Kindes Unwohlsein, Angst oder sogar Panik auslöst? So selten es auch erscheinen mag: Die Angst vor Kindern – auch Kinderphobie genannt – ist real und belastend für Betroffene.


Was ist Kinderphobie?


Kinderphobie (wissenschaftlich nicht als offizielle Diagnose klassifiziert, aber im Rahmen spezifischer Phobien einzuordnen) beschreibt eine übermäßige, irrationale Angst vor Babys, Kleinkindern oder älteren Kindern. Diese Angst kann sich äußern in:


Unruhe oder Nervosität beim Anblick oder in der Nähe von Kindern


Herzklopfen, Schweißausbrüchen, Atemnot


Fluchtverhalten oder Vermeidung von Orten, an denen Kinder sein könnten (Spielplätze, Familienfeiern, Schulen)



Ursachen – Woher kommt die Angst?

Wie bei vielen Phobien liegt die Ursache meist tief im Unterbewusstsein. Mögliche Auslöser:


Eigene traumatische Kindheitserlebnisse


Überforderung mit der Vorstellung von Verantwortung


Negative Erfahrungen mit Kindern (z. B. Aggression, Ablehnung, Mobbing durch Kinder)


Überzogene Erwartungen oder gesellschaftlicher Druck, selbst Kinder haben zu müssen



Oft ist die Kinderphobie nicht bewusst gesteuert – viele Betroffene empfinden sogar Schuld oder Scham für ihre Gefühle.


Auswirkungen im Alltag

Die Angst vor Kindern kann massive Auswirkungen haben:


Vermeidung von familiären Treffen


Belastung in der Partnerschaft (besonders wenn Kinderwunsch besteht)


Probleme im Berufsleben (z. B. in sozialen Berufen, in der Öffentlichkeit)



Die Isolation und das Missverständnis durch andere („Wie kann man nur Angst vor Kindern haben?“) verstärken häufig das Leiden.


Was hilft gegen Kinderphobie?

Das Wichtigste zuerst: Man ist nicht allein – und es gibt Hilfe.


1. Psychotherapie: Besonders kognitive Verhaltenstherapie hat sich bewährt. Dabei wird die Angst schrittweise verstanden und abgebaut.



2. EMDR oder Hypnotherapie: Für tiefer liegende Traumata geeignet.



3. Konfrontation unter Anleitung: Der behutsame Kontakt mit Kindern in geschütztem Rahmen kann helfen, Ängste zu regulieren.



4. Selbsthilfegruppen oder Onlineforen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlasten.




Fazit


Kinderphobie mag auf Außenstehende befremdlich wirken, doch sie ist eine ernstzunehmende Form der Angststörung. Wer darunter leidet, sollte sich nicht schämen – sondern ermutigt sein, Hilfe zu suchen. Denn Ängste lassen sich verstehen und überwinden – Schritt für Schritt.


Fallbeispiel 1: Anna, 34 – „Ich bekam Panik, wenn ein Kind schrie“


Anna arbeitet als Bürokauffrau in einem kleinen Unternehmen. Sie lebt in einer festen Beziehung, aber Kinder waren für sie nie ein Thema – im Gegenteil: Sie spürte schon immer ein Unwohlsein, wenn Kinder in ihrer Nähe waren. Besonders Kleinkinder, die laut sind oder schreien, lösten bei ihr starke innere Unruhe aus. Auf Familienfeiern wich sie den kleinen Cousins und Nichten aus und hatte regelmäßig Ausreden, nicht zu erscheinen.


Der Wendepunkt kam, als ihre Schwester ein Kind bekam. Anna wollte die Familie nicht enttäuschen, fühlte sich aber überfordert und bekam regelrechte Panikattacken, wenn das Baby schrie oder sie es auf den Arm nehmen sollte.


Durch eine Verhaltenstherapie begann sie, sich mit den tieferliegenden Ursachen auseinanderzusetzen. In Gesprächen stellte sich heraus, dass sie als Kind selbst stark vernachlässigt wurde und unbewusst Kinder mit emotionalem Schmerz verband. Heute kann Anna zumindest kleine Besuche bei ihrer Schwester bewältigen – der Weg ist noch nicht vorbei, aber sie hat gelernt, sich nicht mehr zu schämen.




Fallbeispiel 2: Markus, 42 – „Ich liebe meine Frau, aber ich fürchte mich vor Kindern“


Markus ist mit einer Frau verheiratet, die sich sehnlichst Kinder wünscht. Doch er selbst verspürt beim Gedanken daran große Angst. Nicht nur, dass er sich Kindern gegenüber unsicher fühlt – allein der Gedanke, Vater zu werden, löst in ihm Panik und Fluchtgedanken aus.


Er beschreibt seine Angst als irrational: „Ich weiß, dass Kinder nichts Böses sind – aber ich habe Angst, etwas falsch zu machen, sie anzuschreien oder dass ich als Vater versage.“ In seiner eigenen Kindheit wurde er von seinem Vater stark unterdrückt, was zu einem tiefen Misstrauen gegenüber Familienstrukturen führte.


Markus begann eine Therapie, um seine Ängste zu verstehen. Er lernte, zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu unterscheiden. Gemeinsam mit seiner Frau besucht er mittlerweile Workshops für werdende Eltern – nicht, weil sie sofort ein Kind bekommen wollen, sondern weil er lernen möchte, mit seinen Gefühlen umzugehen.


Fazit zu den Fallbeispielen:


Diese Geschichten zeigen: Kinderphobie hat viele Gesichter – sie kann sich in Vermeidung, emotionaler Überforderung, körperlichen Symptomen oder auch in Beziehungsproblemen äußern. Doch sie ist verstehbar, heilbar – und niemand muss mit diesen Ängsten allein bleiben.

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