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Ich habe eine Zwangsstörung – Was kann ich tun?



Einleitung


Zwangsstörungen sind mehr als nur „Macken“ oder „Tics“. Sie können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen und zu enormem Leidensdruck führen. Wer an einer Zwangsstörung leidet, verspürt wiederkehrende, unerwünschte Gedanken (Zwangsgedanken) und führt bestimmte Handlungen (Zwangshandlungen) immer wieder aus, um innere Anspannung oder Angst zu reduzieren.


Doch was kann man tun, wenn sich der Alltag immer mehr um diese Zwänge dreht? In diesem Artikel erkläre ich die Ursachen, Symptome und vor allem bewährte Methoden, um mit Zwangsstörungen umzugehen.


1. Was ist eine Zwangsstörung?


Eine Zwangsstörung (obsessive-compulsive disorder, OCD) ist eine psychische Erkrankung, die durch wiederholte, unerwünschte Gedanken und sich zwanghaft wiederholende Handlungen gekennzeichnet ist. Diese Handlungen sind oft nicht rational, fühlen sich aber für die Betroffenen notwendig an, um Angst oder Anspannung zu reduzieren.


Beispiele für Zwangsgedanken:


Kontrollzwang: „Habe ich die Tür abgeschlossen? Vielleicht sollte ich lieber noch einmal nachsehen.“


Sauberkeitszwang: „Meine Hände sind bestimmt voller Keime, ich muss sie noch einmal waschen.“


Ordnungszwang: „Die Bücher im Regal müssen exakt ausgerichtet sein, sonst passiert etwas Schlimmes.“



Beispiele für Zwangshandlungen:


Wiederholtes Händewaschen, oft bis die Haut wund wird


Mehrfaches Kontrollieren von Türen, Herdplatten oder Lichtschaltern


Wiederholtes Berühren von Gegenständen oder Zählen in bestimmten Mustern


2. Ursachen – Warum entwickeln sich Zwänge?


Die genauen Ursachen einer Zwangsstörung sind noch nicht vollständig erforscht, doch mehrere Faktoren spielen eine Rolle:


Biologische Ursachen: Veränderungen im Gehirnstoffwechsel, insbesondere im Bereich des Serotonins, werden als mögliche Ursachen vermutet.


Genetische Veranlagung: Menschen mit Verwandten ersten Grades mit einer Zwangsstörung haben ein erhöhtes Risiko.


Psychologische Faktoren: Traumatische Erlebnisse, Stress oder Perfektionismus können zur Entwicklung beitragen.



Beispiel: Lisa hatte als Kind eine sehr strenge Erziehung. Ihr wurde beigebracht, dass Fehler schwerwiegende Konsequenzen haben. Später entwickelt sie den Zwang, Dinge mehrfach zu kontrollieren, um „Fehler zu vermeiden“.



3. Symptome – Woran erkenne ich, dass ich betroffen bin?


Die Kernsymptome einer Zwangsstörung sind:


  • Zwangsgedanken: Wiederkehrende, unerwünschte Gedanken, die Angst oder Unwohlsein auslösen.

  • Zwangshandlungen: Rituale oder Wiederholungen, die ausgeführt werden, um die Angst zu reduzieren.

  • Leidensdruck: Die Betroffenen wissen oft, dass ihre Gedanken oder Handlungen übertrieben sind, können sie aber nicht stoppen.


Beispiel: Jonas weiß, dass es unsinnig ist, jedes Mal drei Stunden zu duschen, aber wenn er es nicht tut, verspürt er extreme Unruhe und Ekelgefühle.



4. Behandlungsmöglichkeiten – Was hilft wirklich?


A) Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)


Die effektivste Therapieform für Zwangsstörungen ist die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Dabei lernen Betroffene:


Zwangsgedanken zu hinterfragen: „Ist meine Angst wirklich berechtigt?“


Neue Reaktionsmuster zu entwickeln: „Ich verlasse das Haus, ohne die Tür mehrfach zu kontrollieren.“


Die Angst auszuhalten: Die Expositionstherapie hilft, sich schrittweise der Angst zu stellen.



Beispiel: Anna hat Angst, dass ihre Hände dreckig sind. In der Therapie setzt sie sich bewusst der Situation aus, ohne sich direkt danach die Hände zu waschen. Nach einiger Zeit merkt sie, dass die Angst von selbst nachlässt.


B) Medikamente


In schweren Fällen können Antidepressiva (SSRI) helfen, die Symptome zu reduzieren. Diese Medikamente erhöhen den Serotoninspiegel im Gehirn, wodurch die zwanghaften Gedanken und Handlungen weniger intensiv werden.


C) Alternative Methoden


Achtsamkeit und Meditation: Um den Umgang mit aufdringlichen Gedanken zu verbessern.


Sport: Bewegung kann helfen, Stress abzubauen und die Symptome zu lindern.



5. Mein erster Schritt: Was kann ich sofort tun?


1️⃣ Schreibe deine Zwangsgedanken auf: Oft hilft es, die Gedanken zu notieren und bewusst zu hinterfragen.

2️⃣ Vermeide kurzfristige Erleichterung: Wenn du den Zwang ausführst, verstärkst du ihn langfristig. Versuche, die Handlung hinauszuzögern.

3️⃣ Suche professionelle Hilfe: Eine Therapie kann den Leidensdruck erheblich reduzieren.

4️⃣ Sprich mit anderen: Der Austausch mit Betroffenen oder Selbsthilfegruppen kann helfen.


Fazit


Zwangsstörungen sind belastend, aber sie sind behandelbar. Mit der richtigen Strategie kannst du lernen, deine Ängste zu kontrollieren, anstatt dass sie dich kontrollieren. Der wichtigste Schritt ist, sich Hilfe zu holen und mit der Veränderung zu beginnen – auch wenn es schwerfällt.


Hast du Erfahrungen mit Zwangsgedanken oder möchtest mehr darüber wissen? Schreib es in die Kommentare!


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